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Spot-Check: Lenzerheide & Arosa

Was tun wenn man schon mehrere Jahre hintereinander immer wieder in Österreich, den Dolomiten oder ganz klassisch am Gardasee biken war und einfach mal was anderes sehen will? Vor dieser Frage stand ich 2012. Nicht dass die oben genannten Reviere langweilig oder gar schlecht wären, ganz im Gegenteil - aber manchmal muss man einfach Neuland beschreiten. Also die bekannten Bikeheftchen gewälzt, viele Destinationen verworfen (zu weit weg, zu teuer, usw) und schließlich...

...bin ich dann zwangsläufig auch auf die Schweiz gestossen, nur standen einige Vorurteile im Raum: sehr teuer, aus der Passauer Gegend auch ganz schön weit zu fahren, ziemlich schwierige Strecken,...). Nach ein bisschen Internetrecherche stellten sich die meisten Vorurteile als haltlos heraus: wirklich teuer ist eigentlich nur die Gastronomie - Unterkunft, Supermarkt und auch Berghütten sind auch kaum teurer als in Österreich oder Südtirol. Die Strecke von Passau nach Lenzerheide ist genausoweit wie an den Gardasee und was die Schwierigkeit der Strecken betrifft: bergab seh ich da sowieso kein Problem und bergauf bieten sich als Shuttle für zwischendurch die örtlichen Bergbahnen, die Postautos oder die Räthische Bahn an.

Mittlerweile war ich dreimal in der Gegend, zweimal habe ich in Arosa im 3* Hotel Streiff gewohnt, sehr angenehme Atmosphäre mit tollem Frühstücksbuffet. Bei Bedarf kann man auch abends im Hotel essen, entweder á la carte oder das dreigängige Abendessen der HP-Gäste. Ich habe nicht jeden Abend dort gegessen, aber wenn dann war das Essen echt abwechslungsreich, reichlich und vor allem sehr lecker! Bikekeller und -Waschplatz sind vorhanden, die Betreiber Fam. Horal-Imhof haben immer ein offenes Ohr für 'Biker Nöte' und stehen jederzeit mit Tipps in/um Arosa zur Verfügung. Mit dabei ist auch die Arosa-Card mit der man zahlreiche Angebote (Bergbahnen, Schwimmbad, Boote,...) kostenlos oder vergünstigt nutzen kann.
2014 war ich mit dem Wohnmobil (Knaus BoxStar) unterwegs und habe in Churwalden auf dem Camping Pradafenz Station gemacht. Es empfiehlt sich hier vorher zu reservieren, ich habe einen super Stellplatz bekommen, die Inhaber waren ausgesprochen freundlich und der Platz tiptop! (neues Sanitärgebäude 2014!). Churwalden ist zwar ein paar Kilometer und vor allem Höhenmeter von der Lenzerheide entfernt, aber durch die Lage des Platzes unmittelbar am Lift ist man trotzdem schnell oben und kann sich auf die Trails stürzen! 

Soviel zu den Unterkünften, jetzt das wichtigste: was geht denn jetzt bikemäßig in der Region? in aller Kürze: es geht so Einiges!! Allein schon aus dem Grund weil hier Biker und Wanderer als gleichberechtige Nutzer auf den Wegen unterwegs sind und man somit (bis auf ganz wenige Ausnahmen, zumindest ich hab in Arosa/Lenzerheide garkein Bikeverbot gefunden) eigentlich überall nach Lust und Laune fahren darf.  

Im Prinzip ist wirklich für jede Art von Mountainbiker was dabei: die Downhill- und Freeridefraktion kann sich ich im Bikepark Lenzerheide am Rothorn auf diversen Lines von leicht bis schwer austoben, die Konditionsbolzer können sowohl von Arosa oder auch Lenzerheide aus auf schönen und steilen(!) Schotterpisten Höhenmeter bis zum Umfallen sammeln, die Genussbiker können mit dem Lift nach oben shutteln und dann in sagenhaftem Panorama auf 2000m und mehr lässige Singletrails 'absurfen' und auch der fahrtechnisch amitionierte Biker kann sich auf Singletrails aller Schwierigkeitsgrade sowohl bergauf als auch bergab in den Fels verbeissen. 

3 Touren die ich selber gefahren bin möchte ich hier im Folgenden kurz vorstellen, unzählige andere findet Ihr auf der Graubündener MTB-Tourenseite:

Tour 1: von Arosa nach Chur durchs Urdental (34km, 855m Anstieg, 2035m Abfahrt)

Von Arosa geht es zunächst auf Asphalt hoch bis nach Innerarosa und dann weiter auf einem Wanderweg zum wunderschön klaren Schwellisee. Ab hier gehts dann richtig zur Sache entlang des Mittelbündner Panoramaweges der mit teilweise grenzwertiger Steigung aufwartet. Nachdem die gröbste Steigung überwunden ist verlassen wir den Panoramaweg nach rechts ab in Richtung 'Alpenblick' und dann weiter auf einem Schotterweg an der Cavenna-Hütte vorbei bis zur Bergstation des 'Hörnli-Express'. Hier befindet sich auch eine Hütte an der man die Energiespeicher wieder auffüllen kann. Nachdem es aber ab jetzt nur noch bergab geht kann man mit dem Einkehrschwung natürlich auch noch bis Chur warten.
Zunächst zeigt der Berg seine Krallen...der Trail hinunter zum See ist nämlich nicht ohne, evtl. muss man 2 oder 3mal kurz(!) schieben. Bald wirds aber einfacher zu fahren und es geht auf Schotterpiste immer sanft am Hang bergab in die schönen Bergdörfer Tschiertschen und Praden und dann weiter auf Asphalt über Passugg nach Chur. Hier habe ich die Bahn nach Arosa genommen, man kann natürlich auch selber über die Strasse hochfahren (ca. 25km und 750hm, eine Trailalternative gibts hier nicht wirklich).

 

Tour 2: Lenzerheide, Bike-Attack Strecke nach Churwalden und über die Alp Stätz zurück (26km, 280m Anstieg, 2230m Abfahrt)

Diesmal integrieren wir die Original-Strecke von der Trek-Bike-Attack (übrigens ein echt spassiges Rennen) in eine Tour. Wir starten in Lenzerheide/Valbella und nehmen erstmal die Gondel aufs Parpaner Rothorn (2861m). Von dort geniessen wir erstmal das atemberaubende 360Grad-Panorama bevor es dann die nächsten 10 Kilometer ca 1200hm bergab geht. Die Strecke ist fahrtechnisch mittelschwer und führ anfangs über loses Geröll wieder am Mittelbündener Panoramaweg entlang den wir in Tour 1 weiter unten schon befahren haben. Diesem folgen wir bis nach der Gallerie (Tunnel) und fahren dann links den breiten Schotterweg weiter immer am Hang entlang. Über kruze steile Wiesenpassagen und Schotterwege und einem Singletrail vom Feinsten kommen wir schließlich zur Mittelstation Schamoin. Ab hier folgen wir der sog. 'Flowline' bis zur Talstation Valbella. 
Von hier geht es abwechselnd auf Wanderwegen und Singletrails hinter Valbella und Parpan vorbei immer in leichtem Auf und Ab bis nach Churwalden. Damit wäre die Rennstrecke der Bike-Attack bezwunden (der Sieger 2014 hat für diese Strecke übrigens nur knapp 32min gebraucht!!). Jetzt steigen wir in den Lift zur Alp Stätz die uns mit einem kleinen See und vor allem einem traumhaften Ausblick aufs Rothorn und somit die bisher gefahrene Strecke empfängt! Von hier gehts immer auf Schotterpiste mit einigen kurzen Gegenanstiegen hinunter bis an den Heidsee und auf Wanderwegen zurück bis zum Ausgangspunkt der Tour.

 

Tour 3: Arosa - Urdenfürggli - Arosa (32km, 1378m Auf-/Abstieg)

Diesmal starten wir wieder in Arosa, direkt an der Talstation der Weißhornbahn. Wir nehmen aber nicht die Gondel sondern radln auf Asphalt zum Ortsende von Arosa und weiter über Maran und Prätschli auf Wanderweg bzw. Schotter/Asphaltsträßchen bis zur Mittelstation der Weißhorbahn. Von hier gehts weiter auf Schotterwegen über die Carmennahütte unterm Hörnli vorbei bis zur Hörnlihütte. Hier steil runter und dann auf Singletrail und Wandersteigen bis zum Urdenfürggli (die letzten paar Höhenmeter muss man schieben).
Am Urdenfürggli-Übergang wieder steil runter bis wir irgendwann auf den schon bekannten Mittelbündner Panoramaweg stossen. Diesem folgen wir bergauf und kurz vor dem Tunnel aus Tour 2 biegen wir links runter Richtung Arosa / Älplisee / Schwellisee. Was nach einer sehr kurzen Schiebepassage folgt ist eine fahrtechnisch unproblematischer, mehrere Kilometer langer Singletrailtraum an dessen Ende kurz nach dem Älplisee nochmal ein paar Stufen runtergetragen werden muß. Anschließend weiter hinunter bis zum Schwellisee den wir umrunden um dann weiter Richtung Innerarosa und unter der Hörnlibahn hindurch bis zum Stausee Arosa zu radeln. Weiter immer am Bach entlang bis Litzirüti, hier dann auf der Straße teilweise kräftig bergauf, nach einer Spitzkehre rechts in den Wald und auf dem Schotterweg vorbei am Klettergarten Arosa wieder in den Ort hinein und am Obersee entlang wieder zum Ausgangspunkt.

 

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